Donnerstag, 10. März 2011

Das Herz von Südamerika

Asuncion

Unsere Reise trägt uns nach 5 leckeren argentinischen Steaks weiter nach Paraguay - dem Herzen Südamerikas. 

Wir planen einen günstigen 1-wöchigen Urlaub. Im Reiseführer wird das idyllisch am See gelegene Hostel plus Campingplatz "Brisas del Mediterraneo" in San Bernardino hoch gelobt. Es ist ein kleines Dorf, 37 Kilometer entfernt von Asunción - der Hauptstadt Paraguays. Die Fahrt haben wir erstmals nicht im Voraus gebucht, sondern wollen uns mit lokalen Bussen nach SanBer - wie man unseren Zielort auch nennt - vorarbeiten. 

Der Busbahnhof von ...
Wir wissen es bis heute nicht
Von Paraguayern abgezockt und zwei Busfahrten in nem echten südamerikanischen Bus später, finden wir uns in einem Ort wieder, dessen Namen wir bis heute nicht kennen und den wir eigentlich nicht ansteuern wollten. Vor einer Minute wurden wir ausgesetzt. Von unserem Busfahrer, der uns vor der Abfahrt noch versichert hat, er fährt nach Asuncion. Tut er jetzt aber doch nicht, sondern wirft Richard und mich und andere Fahrgäste auf halber Strecke raus; drückt uns aber wenigestens noch drei Geldscheine in die Hand. Wo sind wir, und wie kommen wir weiter? Keine Ahnung… Aber dank Richys mutigem Geist und dem Hinweis eines Einheimischen, dass wir direkt hinter einem Busbahnhof stehen, finden wir uns schon kurze Zeit später in einem völlig überladenen Doppelstock-Bus, eingequetscht zwischen Treppe und Fahrerkabine, wieder. 

Endlich an der Kreuzung! 



Er fährt uns, ich kann es kaum glauben, genau dorthin wo wir hinwollen…an die Kreuzung Ypacarai - San Bernardino.








Völlig fertig und durchgeschwitzt am Campingplatz
angekommen. Der nette Paraguayer, Oscar, hinten im Bild, bringt
uns gleich bei Ankunft "Ein Bier bitte" auf Guarani bei, der
2. Amtssprache neben Spanisch in Paraguay. 
Es ist bereits dunkel geworden und wir laufen nun zu Fuß mit unseren schwer beladenen Rucksäcken 2 Kilometer entlang einer teilweise nicht beleuchteten Straße in Richtung unserer Unterkunft. Als wir endlich ankommen freuen wir uns unseres Lebens, dass wir in der paraguayischen Pampa unseren Campingplatz gefunden haben. Die Freude währt allerdings nicht lange. Als wir unser Zimmer erkunden wollen treffen wir auf etliche große herumlaufende Insekten. Es stellt sich heraus, dass es sich um riesige Wald-Ameisen handelt, die durch eine Öffnung unterm Dach zuhauf herein klettern. OK, damit könnten wir uns noch arrangieren. Womit wir allerdings nicht leben können ist ein Raum, der ausschließlich durch einen Gitterzaun von den Insekten und der Natur abgegrenzt ist. Die Küche. Hier wurde offensichtlich im letzten Jahr überhaupt nichts gereinigt. Überall liegen Speisereste herum, eine Ameisenstraße bahnt sich ihren Weg mitten durch die Küche, die Schränke sind übersäht mit dicken Tropfen und Dreckrändern der letzten Koch-Aktionen. Der Spülschwamm und die Handtücher sind so schwarz und alt, dass Du Angst hast Du holst Dir bei einer Berührung eine Krankheit. Wir scheinen im wirklichen Südamerika angekommen zu sein. Das ist mit Abstand die schäbigste Unterkunft, die wir bisher kennen lernen durften. Weitaus schlimmer als unser schimmliges Zimmer bei den Wasserfällen in Iguazú. Das findet auch Richy, der beim Anblick der "Küche" zu Stein erstarrt ist und nur noch verzweifelt seinen Kopf schüttelt.

Eigentlich wäre es am Campingplatz mit See ganz hübsch gewesen.
Der Sonnenuntergang war traumhaft, aber leider durfte man nicht baden,
da das Abwasser in Südamerika teilweise noch immer in die benachbarten Gewässer geleitet wird. 

Die "Küche" nach unserer Beschwerde und
Reinigung des Herdes
Am nächsten Tag fassen wir noch etwas Mut zusammen und wagen uns in den Speisesaal, zum - im Internet hoch gelobten - Frühstücksbuffet. Auf dem picken bereits die Vögel herum. Der Pool? Da schwimmt ein toter Frosch, vor Dreck und womöglich anderen Flüssigkeiten kann man den Boden nicht sehen. Unser Badezimmer? Bei Richards Toilettengang klettert ein Frosch (!) aus dem Spülkasten (!!), einen anderen Frosch entdeckt Richard am Abend an der Zimmerdecke verharrend. All das bessert unsere Laune nicht wirklich. Mir schwirrt immer wieder der Satz unserer Herbergsmutter durch den Kopf "Unser Campingplatz ist einfach, aber sauber…". Einfach, aber sauber…einfach, aber sauber. Wir entscheiden, dass wir uns das nicht antun müssen und reisen nach Richys tapferen Preisermäßigungs-Verhandlungen wieder ab. Übrigens ohne Frühstück; das wird uns am letzten Tag nämlich verweigert.  

Und trotzdem nimmt unser Aufenthalt am See ein schönes Ende. Denn als wir von einem kurzen Spaziergang durch San Bernardino zurückkehren - inklusive Besuch der deutschen Bäckerei "Panaderia Aleman" mit lecker Krapfen! - steht direkt vor unserer Behausung ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen aufgebaut. Das gehört Elke und Heiner aus der Nähe von Hamburg. 
Die zwei beiden. Eine schöne Fahrt war´s nach Asuncion
Die beiden bereisen Südamerika mit ihrem, per Container verschifften Benzmobil, das erzählen sie uns am Lagerfeuer bei Rotwein - und laden uns am nächsten Tag nicht nur zum Frühstück ein, sondern nehmen uns mit nach Asuncion. Danke nochmal dafür, das war wirklich großartig! 

Der Mann macht Feuer. Ob es wohl was wird? 
Jaaa, es hat funktioniert und stolz ist er :o)

Weniger erfolgreich läuft unsere Suche nach einem Anschlussbus. Eigentlich wollten wir wieder raus aus Paraguay, wieder zurück nach Argentinien. Leider geht aber heute kein Bus mehr über die Grenze; und das obwohl Asuncion direkt an der Grenze liegt. Wir können´s nicht glauben: Wir hängen fest!

Der schöne Innenhof + Pool
Aber die Köpfe hängen nur kurz. Denn wir beschließen: wenn wir schon unfreiwillig einen Tag im dreckigen und nach Abgasen stinkenden Asuncion bleiben müssen, dann gönnen wir uns wenigstens was. Eine Übernachtung im 4-Sterne-Hotel "Portal del Sol". Tolles Zimmer, zwei Pools, Frühstück mit Obst und Co., innenliegender Patio mit Liegestühlen; und dazu noch ein Abendessen mit deutschem Buffet inklusive Leberkäse und dem leckersten Kartoffelbrei aller Zeiten - ein kleiner Urlaub für insgesamt 80 Euro. Da bleiben noch genug Scheine übrig für unsere nächste Station: Salta, laut Reiseberichten eine der schönsten Städte von Argentinien. Wir kommen! 

Eure Doreen

Nachsatz: 
Ich möchte mich heute erstmals bei jemanden bedanken: 
  1.  Meinen lieben Kollegen. Ohne Euch bzw. Euer Abschiedsgeschenk, die US-Dollar, wären wir nie bis hierher gekommen. Bei einem Grenzübertritt ist es oft schwierig sofort einheimische Währung zu bekommen. Und mit US-Dollar steht Dir einfach alles offen. Danke!
  2. Meinem lieben Onkel Uwe und seiner Birgit. Dank Euch beiden haben wir den Weg zum Campingplatz gefunden. Eure tolle LED-Taschenlampe ist in meinem Rucksack mit hierher gereist und hat uns gestern auf der komplett dunklen Straße einen super Dienst erwiesen. Danke!

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